Ist Cannabis-Konsum in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen legal?
Legal kiffen in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen?
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Legal kiffen in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen?

Die meisten von euch haben nichts gegen die geplante Cannabis-Legalisierung – zeigt eine Straßenumfrage in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen. Manche haben schon Erfahrungen mit Cannabis, viele wollen aber trotz Legalisierung nicht kiffen.

Das ist konkret geplant

10,7 Prozent der Männer und 6,8 Prozent der Frauen haben im vergangenen Jahr mindestens einmal Cannabis konsumiert. Dieser Wert dürfte bald steigen, denn die Bundesregierung will Cannabis teilweise legalisieren. Geplant ist, dass das Gesetz Anfang des Jahres in Kraft tritt. Vorher muss aber noch der Bundestag zustimmen. Am Mittwoch (18. Oktober) wird erstmals darüber beraten. Geplant ist, das Gesetz noch in diesem Herbst durch den Bundestag zu bringen.

Erlaubt sein soll laut dem aktuellen Gesetzesentwurf:

  • Über 18-Jährige dürfen 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum besitzen
  • Über-18-Jährige dürfen maximal drei Cannabis-Pflanzen zuhause besitzen
  • In Cannabis-Clubs darf Cannabis angebaut und an die Mitglieder verteilt werden
  • Mitglieder dieser Clubs müssen ebenfalls mindestens 18 sein, pro Mitglied und Tag dürfen maximal 25 Gramm abgegeben werden, maximal 50 Gramm pro Monat (18-21-Jährige maximal 30 Gramm pro Monat)
  • Für Unter-18-Jährige bleibt der Konsum und Besitz verboten
  • In und um Schulen, Spielplätze, Kindergärten, Fußgängerzonen und den Cannabis-Clubs darf nicht konsumiert werden
  • Der “normale” Verkauf von Cannabis in Geschäften bleibt verboten, Cannabis-Clubs dürfen auch keine Ware versenden

Die inoffizielle “Bubatz-Karte” zeigt, an welchen Stellen der Konsum nach dem aktuellen Gesetzesentwurf erlaubt wäre – und wo nicht. In Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen fallen zum Beispiel viele Orte von Beginn an raus.

Vorfreude und Skepsis beim Cannabis-Club Gelsenkirchen

Benjamin Cvetanovic ist Gründer des Organic Ganja Clubs in Gelsenkirchen – dem ersten Cannabis-Club in der Stadt. Schon über 200 potenzielle Mitglieder stehen auf der Warteliste – noch ist der Club nicht offiziell eingetragen, weil unklar ist, wo die Genehmigung eingeholt werden muss. Die meisten Interessenten seien über 50 Jahre alt, es gebe aber auch 18-Jährige, sagt Benjamin im Interview mit Radio Emscher Lippe. Bis zu 500 Leute dürften künftig in seinem Club legal konsumieren. “Das sind 500 Leute, die wir weg vom Schwarzmarkt kriegen, rein zu organisch biologisch angebautem Gras”, sagt Benjamin.

Noch habe er Probleme, eine geeignete Immobilie für den Club zu finden. Man hatte erst eine Lagerhalle in Aussicht, der Vermieter sei dann aber abgesprungen. Dabei ist sich Benjamin sicher: Von den Cannabis-Clubs wird kaum jemand etwas mitbekommen. “Man hat ne Abluftanlage und Kohlefilter, es gibt keine Außenwerbung. Da gibt’s keine Probleme”. Und: “Die Leute wollen nicht zuhause rauchen – dafür gibt’s uns.” Allerdings: Damit sein Gelsenkirchener Cannabis-Club auch ein Erfolg wird, erhofft sich Benjamin noch Änderungen am Gesetz. Nach aktuellem Stand ist der Konsum in den Clubs verboten. Gras darf also abgegeben, aber nicht vor Ort konsumiert werden. Benjamin erhofft sich, dass das noch geändert wird: Man wolle keine reine Abgabestelle, sondern einen sozialen Raum schaffen. Seine Wunschvorstellung: “Da sieht man den 25-Jährigen mit dem 55-Jährigen am Schachbrett sitzen und sich über die Welt unterhalten.”

Das sagt ein CBD-Shop-Besitzer

Eric Borne ist Inhaber eines CBD-Shops in der Bottroper Innenstadt – wir sind bei ihm zu Besuch: Was hält er von der Legalisierung? Und was ändert sich für ihn? Aktuell verkauft er CBD-Produkte wie Öle und Salben. CBD wird aus der Hanf-Pflanze gewonnen, hat aber anders als THC keine berauschende Wirkung und darf deshalb schon heute legal verkauft werden. “Das ist meine Leidenschaft, ich habe einen grünen Daumen. Aber eine große Plantage für einen allein ist zu viel Arbeit.” Aktuell steht eine Erweiterung seines Geschäfts ohnehin nicht zur Debatte: Laut aktuellem Gesetzesentwurf darf in Geschäften weiterhin kein Cannabis (THC) verkauft werden.

Interview mit Ex-Dealer und YouTuber Ahmed Sharif aus Gladbeck

Ahmed Sharif aus Gladbeck ist heute unter “BeastKitchen” auf YouTube und Instagram aktiv, hat viele hunderttausende Follower. Seine große Leidenschaft heute: Kochen und sich durch die Imbisse der Republik durchprobieren. Früher hatte sein Alltag aber sehr viel mit Cannabis zu tun. Über 570 Kilo Cannabis hat er von Holland aus nach Deutschland geschmuggelt, an guten Tagen 10.000 Euro Cash gemacht, erzählt er im ausführlichen Interview mit Radio Emscher Lippe. Cannabis habe jeder genommen – quer durch alle Schichten. “Von der Kassiererin bis zum Bankier”. Die geplante Cannabis-Legalisierung findet Ahmed Sharif aus Gladbeck gut. “Dieses ganze gestreckte Gras wird uninteressant für den Konsumenten. Weil man kommt dann in Kontakt mit sauberem, legalem Gras.”

Entlastet die Cannabis-Legalisierung die Polizei?

Vermutlich nicht. Zwar melden uns die Polizeipräsidien Recklinghausen (auch zuständig für Gladbeck und Bottrop) und Gelsenkirchen für das vergangene Jahr knapp 2.000 Delikte mit Cannabis-Bezug – und einige davon dürften durch die Teillegalisierung wegfallen. Allerdings kommt wieder bürokratischer Aufwand für die Beamten mit dazu. So müssten die Polizisten bei einer Kontrolle zum Beispiel nachmessen, wie viel Gramm Cannabis die Person mit sich führt. Außerdem gibt es komplizierte Einschränkungen, wo überall konsumiert werden darf. Ausgenommen sind zum Beispiel Flächen rund um Schulen, Kitas, Fußgängerzonen und Spielplätze. Für die Polizisten dürfte sich der Aufwand in Zukunft also nicht unbedingt verringern.

Auch der Deutsche Richterbund ist skeptisch. Er rechnet sogar mit mehr Arbeit für die Justiz – das Gesetz sei zu kleinteilig. Das Bundesgesundheitsministerium geht dagegen von Einsparungen bei der Justiz in Millionenhöhe aus.

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