Wie sinnvoll ist die Cannabis-Zusatzversicherung? Im Dialog mit Klaus-Jürgen Preuss
Wie sinnvoll ist die Cannabis-Zusatzversicherung? Im Dialog mit Klaus-Jürgen Preuss
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Wie sinnvoll ist die Cannabis-Zusatzversicherung? Im Dialog mit Klaus-Jürgen Preuss

Rund 15 Tonnen medizinisches Cannabis wurden im vergangenen Jahr von Unternehmen an deutsche Apotheken geliefert. Die GKV hat im Jahr 2022 brutto 198 Millionen Euro mit medizinischem Cannabis umgesetzt, im ersten Quartal 2023 waren es 51 Millionen Euro. Ein großer Teil der 15 Tonnen bleibt bei diesem Umsatz jedoch unberücksichtigt, da der Anteil der Selbstzahler:innen stetig zunimmt. Die Frage stellt sich, ob eine private Zusatzversicherung für Cannabis eine effektive Alternative sein kann.

Die GKV-Krankenkassen genehmigen rund 60 Prozent der Anträge auf Kostenübernahme

Laut Klaus-Jürgen Preuss gibt es viele Produkte und Leistungen in der GKV, die verordnungsfähig sind, aber keine zeitgleiche Erstattung gewährleisten. Die Erstattung von Leistungen und Produkten in der gesetzlichen Krankenversicherung richtet sich nach dem Leistungskatalog, der im Wesentlichen durch den G-BA definiert wird. Die Erstattungsfähigkeit von Cannabis-Rezepturen und Fertigarzneimitteln ist sehr differenziert geregelt. Cannabis-Fertigarzneimittel mit einer arzneimittelrechtlichen Zulassung werden erstattet, der off-Label-Use hingegen nicht oder nur nach Antrag bei der zuständigen Kasse. Cannabis-Rezepturen werden nur nach Antragstellung bei der zuständigen GKV-Krankenkasse erstattet.

Der Widerspruch zwischen medizinischer Entscheidung und Kostenübernahme

Der Widerspruch zwischen medizinischer Entscheidung und Kostenübernahme entsteht, weil die medizinische Entscheidung, ob medizinisches Cannabis verschrieben werden soll, von der Frage der Kostenübernahme getrennt ist. Ein Arzt kann das Medikament als medizinisch notwendig erachten und ein Rezept ausstellen, während die GKV aufgrund ihrer eigenen Kriterien die Kostenübernahme ablehnen kann.

Der Markt für Cannabis-Zusatzversicherungen

Es ist wichtig anzumerken, dass solche Widersprüche in Gesundheitssystemen nicht ungewöhnlich sind. Die zunehmenden Leistungseinschränkungen der Krankenkassen bei der Cannabistherapie eröffnen die Möglichkeit zur Einführung einer privaten Zusatzversicherung. Eine private Zusatzversicherung zur Cannabistherapie kann eine Deckungslücke schließen und eine Antwort auf die Lücken in der Versorgung bieten.

Die Vorteile einer privaten Zusatzversicherung

Die private Zusatzversicherung zur Cannabistherapie kann die potenziellen Kosten für medizinisches Cannabis über die Prämien verteilen. Eine genaue Analyse der erwarteten Kosten im Verhältnis zur Versichertenzahl ist entscheidend. Außerdem können verschiedene Leistungspakete angeboten werden, die unterschiedliche Prämien beinhalten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Selbstbehalt bzw. die Begrenzung der Leistungsausgaben. Die Versicherung könnte bestimmte Eigenbeteiligungen festlegen oder Leistungsobergrenzen einführen, um die Kosten zu begrenzen.

Die Rolle des Provider-Netzwerks

Ein wichtiger Punkt in der Kalkulation einer Cannabis-Zusatzversicherung ist das Provider-Netzwerk. Durch die Entwicklung eines exklusiven Provider-Netzwerks können Versicherte zu ausgewählten Partnern gelenkt werden. Dadurch können bessere Konditionen ausgehandelt werden und sichergestellt werden, dass die medizinische Indikation und die Verschreibungsrichtlinien eingehalten werden. Zusätzlich zur Zusatzversicherung ist auch eine Network-Card-Cannabis geplant, die den Zugang zu Leistungen aus dem Netzwerk ermöglicht.

Die Zukunft von Cannabis-Extrakten und Fertigarzneimitteln

Der Markt bewegt sich in Richtung Cannabis-Extrakte und Fertigarzneimittel. Cannabis-Extrakte, insbesondere solche mit einem genuinen Terpenspektrum, werden die Zukunft gehören. Es wird erwartet, dass die Erstattungssicherheit durch die Kostenträger steigen wird. Allerdings wird dieser Prozess länger dauern als von einigen gehofft.

Die geplante private Zusatzversicherung zur Cannabistherapie

Die private Zusatzversicherung zur Cannabistherapie Relax soll eine umfassende Versorgung bieten und eine Antwort auf die Lücken in der Versorgung sein. Die Versicherung baut auf den Vorleistungen der GKV-Krankenkassen auf und überbrückt eine Deckungslücke. Wenn ein Arzt Cannabisprodukte für einen Patienten mit der Zusatzversicherung Relax verordnet, werden die Produkte erstattet. Die Versicherung wird als “gemanagte Versicherung” mit einem festen Produkt- und Service-Netzwerk konzipiert.

Über Dr. med. Klaus-Jürgen Preuß

Dr. med. Klaus-Jürgen Preuß ist seit 50 Jahren im Gesundheitswesen tätig und hat in verschiedenen Führungspositionen gearbeitet. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der EPC HealthCare GmbH, die auf Market Access, Reimbursement, Rabattverträge, Biosimilars, Cannabis und weitere Themen im Gesundheitssektor spezialisiert ist.

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