Die Schlagzeilen waren zahlreich, die Aktion warf kein gutes Licht auf das Drogenreferat, eine Abteilung des städtischen Gesundheitsdezernats: Im Juni hatte das Amt eine Umfrage zum Thema Cannabis veröffentlicht, laut der sich 70 Prozent der Befragten zwischen 18 und 79 Jahren positiv zu einer Freigabe der Droge äußerten.
Dann tauchte, aus dem Umfeld der Satirepartei „Die Partei“, ein Video im Internet auf, das zeigte, dass die Studie manipuliert worden war. Sie hätten 500 Kopien der vom Drogenreferat verschickten Umfragebögen angefertigt und „nach unserem Gusto“ ausgefüllt, behaupten die Maskierten von der „Roten Kiffer Fraktion“ darin. „Die RKF macht Frankfurt zur Kiffer-Metropole“ hatten die Satiriker ihr Bekennervideo genannt. Und Artur Schroers, der Leiter des Drogenreferats, musste kleinlaut eingestehen, dass die Gerüchte zutrafen.
Zwar waren es am Ende nicht 500, sondern etwa 350 manipulierte Antwortschreiben („sehr clever gemachte Kopien“), aber die Studie musste natürlich trotzdem neu ausgewertet werden. Nun liegt das bereinigte Ergebnis vor. „Alle Fälschungen konnten zweifelsfrei aufgespürt und aus dem Datensatz entfernt werden“, teilt das Drogenreferat mit.
Ergebnisse der korrigierten Studie
Allzu sehr unterscheidet sich das Ergebnis der korrigierten Studie nicht von der manipulierten Version. Auch nach der Neuauswertung spricht sich weiterhin eine große Mehrheit der Befragten für eine Legalisierung der „weichen“ Droge Cannabis aus, so wie sie die Berliner Ampelkoalition plant: 65,8 Prozent der Befragten befürworten uneingeschränkt oder eher die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene.
Das Ausmaß der Zustimmung hängt unter anderem vom Geschlecht der Teilnehmer ab: Während sich 70,6 Prozent der Männer für eine Legalisierung aussprechen, sind es nur 60,5 Prozent der Frauen. Auch die Art der Bildungsabschlüsse zeigt unterschiedliche Präferenzen. Befragte ohne Schulabschluss oder mit einem Hauptschulabschluss sprechen sich nur zu 56,1 Prozent eher oder absolut für die Freigabe aus, bei den Befragten mit Abitur oder Fachabitur sind es 70,1 Prozent.
Einen Unterschied macht auch das Alter: Je jünger die Befragten sind, umso eher sind sie für eine Legalisierung. Während bei den Befragten, die zwischen 25 und 34 Jahre alt sind, 78,2 Prozent einer Freigabe zustimmen, sind es in der Altersgruppe zwischen 65 und 79 Jahren nur etwas mehr als die Hälfte, nämlich 52,1 Prozent.
Auswirkungen auf den Drogengebrauch
Spannend ist an der Studie, wie sich die Befragten dazu äußern, ob eine Legalisierung ihren Drogengebrauch beeinflussen würde. Kritiker der geplanten Freigabe befürchten, dass mit einer massiven Zunahme des Konsums zu rechnen ist. Die Antworten aus der Studie widersprechen dieser Annahme: Zwar käme es zu einer leichten Steigerung, nicht aber zu einem drastischen Anstieg. Die meisten Befragten würden ihr bisheriges Konsumverhalten wohl beibehalten.
61 Prozent geben an, auch nach einer Legalisierung weiterhin kein Cannabis konsumieren zu wollen. 11,7 Prozent würden bei ihrem bisherigen Konsum bleiben. 13,5 Prozent können noch nicht einschätzen, ob sie ihr Verhalten ändern werden. Nur 1,4 Prozent erklären, dann mehr Cannabis konsumieren zu wollen. 3,6 Prozent wollen die Droge erstmals ausprobieren.
Hohe Beteiligung an der Umfrage
Angeschrieben wurden ursprünglich 10.000 erwachsene Frankfurter. Die Fragen konnten per Brief oder im Internet beantwortet werden. Die Netto-Rücklaufquote betrug 27,3 Prozent. Referatsleiter Schroers hält das für einen guten Wert: „Das Thema Cannabis stößt in der Stadtbevölkerung offensichtlich auf großes Interesse.“
Nico ist ein freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt auf der Cannabisindustrie. Er interessiert sich für die Auswirkungen von Cannabis auf die Wirtschaft, die Gesundheit und das Konsumverhalten. Nico möchte alle Standpunkte in objektiven Nachrichtenartikeln darstellen. Er glaubt, dass dies der beste Weg ist, um eine informierte Öffentlichkeit zu schaffen.