Laut Medienberichten haben Experten bei einer Prüfung auf den Wirkstoffgehalt von beschlagnahmtem Cannabis in Berlin eine Sorte in der Asservatenkammer entdeckt, die sage und schreibe 44% THC-Gehalt haben soll. Der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe hatte im Rahmen einer Anfrage beim Berliner Abgeordnetenhaus die Wirkstoffüberprüfung beantragt.
Sofern man den Zahlen Glauben schenken darf, wäre das Weltrekord und damit das stärkste Gras, dass jemals auf dem Markt war. Luthe wollte durch die Überprüfung auf die Gefahren und die Unsicherheit eines umregulierten Cannabis-Marktes hinweisen und damit die Befürwortung der Legalisierung durch seine Partei unterstützen. Zuvor hatten Nachforschungen und statistische Erhebungen ergeben, dass der durchschnittliche THC-Gehalt von in Berlin erhältlichem Cannabis in den vergangenen 10 Jahren (2007-217) von 11,1% auf 13,7% gestiegen war, was einer Steigerung von mehr als 20% entspricht. Durch eine Regulierung und Legalisierung des Marktes verspricht sich Luthe damit mehr Transparenz und Aufklärung in Sachen Cannabis-Qualität.
Ein THC-Gehalt von 13,7% ist dabei durchaus realistisch und in den Jahren zuvor wurden bereits beschlagnahmte Proben mit mehr als 30% gefunden. 44% THC-Gehalt stellt nun aber den neuen Spitzenreiter dar.
das stärkste Gras der Welt? …auf die Berechnungsmethode kommt es an!
Wie der geneigte Hanf-Kenner vermutlich weiß, gibt es 80 bekannte Cannabinoide, zu denen neben THC z.B. auch CBD gehört, dass aktuell als CBD Öl für Furore sorgt und nicht psychoaktiv ist. Neben dem THC gibt es auch Abweichungen wie THC-A: wenn der THC-A zum THC-Wert aufaddiert wird, verfälschen sich die Werte am Ende natürlich. So geschehen auch vor einigen Jahren, wo dem damaligen Cup-Sieger (OG-Godfather) starke 34% Wirkstoffgehalt nachgewiesen wurden. Allerdings hatte man hier den THC-A-Anteil einfach hinzu gerechnet. Im Jahr zuvor hatte der Cup-Siegen (A Dub) mit den wissenschaftlich und medizinisch anerkannten Methoden zum THC-Nachweis “nur” 28% erreicht.
Selbst THC-Spitzenwerte in anderen Ländern wie Kanada, die viel und hochpotentes medizinisches Cannabis produzieren, liegen in der Regel unter 30%. Das in Deutschland in Apotheken abgegebene medizinische Cannabis hat einen Wirkstoffgehalt von 22% und damit nur 50% des scheinbaren neuen Spitzenreiters. Interessant ist das Testergebnis aus Berlin trotzdem allemal: und zwar nicht nur für Forschung und Medizin, sondern natürlich für allem für Investoren, die in der Hanf-Industrie das große Geld machen möchten.
medizinische und forensische Analysemethoden unterscheiden sich
Und genau hier könnte auch der Messfehler liegen: die medizinisch anerkannten Messmethoden für den THC-Gehalt sind weitaus strenger und detaillierter als die der polizeilichen Forensik. Bleibt abzuwarten, ob es Folgeuntersuchungen geben wird. Und bleibt zu hoffen, dass der Fund noch nicht der endgültigen Vernichtung zugeführt wurde.
Nico ist ein freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt auf der Cannabisindustrie. Er interessiert sich für die Auswirkungen von Cannabis auf die Wirtschaft, die Gesundheit und das Konsumverhalten. Nico möchte alle Standpunkte in objektiven Nachrichtenartikeln darstellen. Er glaubt, dass dies der beste Weg ist, um eine informierte Öffentlichkeit zu schaffen.