Gibt es bald den ersten Cannabis-Club in Lindau?
Sabine Gallinat ist Schneiderin, Hutmacherin, Geschäftsfrau – und wenn es nach ihr geht, bald schon Gründerin des ersten Lindauer Cannabis-Vereins. “Cannabis-Social-Club Bodensee” soll er heißen und aktiv werden, sobald die Legalisierung in Deutschland beschlossen ist.
Ihr Motto “Wir machen Hanf wieder salonfähig” lebt die gebürtige Hamburgerin auch in ihrem Laden auf der Lindauer Insel. Hier gibt es Hüte, Taschen und Nahrungsmittel aus Hanf. Geraucht habe sie das berauschende Kraut allerdings nie, sagt sie. Bis jetzt.
Legalisierung bis Ende 2023 geplant
Als ihr Mann an Krebs erkrankte, habe sie zum ersten Mal Cannabis als Mittel zur Schmerzlinderung in der Apotheke gekauft. Diese Möglichkeit steht aber nur wenigen offen. “Die anderen besorgen ihren Stoff am Bahnhof bei irgendeinem Dealer. Das Problem ist, dass das illegal beschaffte Zeug häufig verunreinigt ist, und die Gesundheit extrem gefährdet”, sagt Sabine Gallinat.
So sieht das auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. “Das können wir nicht länger hinnehmen”, meint er. “Deswegen wagen wir die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in klaren Grenzen und drängen den Schwarzmarkt zurück.”
“Gesunde” Ware statt verfälschte Mischungen
Genau solch einen rechtlich anerkannten Verein möchte Sabine Gallinat gründen. Er soll aktiv werden, sobald die Legalisierung in Deutschland beschlossen ist. Dann gehe es an das Einsammeln neuer Mitglieder.
“Unser Ziel ist es, gute Ware zu produzieren, die nicht verfälscht ist”, sagt die Geschäftsfrau, und fügt hinzu: “Ich mache das für Menschen, die wegen ihrer Krankheit Schmerzen erleiden, aber auch für diejenigen, die einfach Spaß haben wollen.”
Bayern ist gegen Legalisierungspläne
Im Gegensatz zu Sabine Gallinat und Lauterbach sieht Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek die Gründung solcher Cannabis-Clubs kritisch – und kündigt Widerstand an. “Bayern wird alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen und nutzen, um die Legalisierungspläne zu verhindern”, heißt es auf der Seite des bayrischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege.
Laut Holetschek könne nicht kontrolliert werden, ob sich Konsumente nicht bei mehreren Vereinen anmelden würden, um so an größere Mengen Cannabis zu gelangen, als gesetzlich erlaubt sein solle. Bis zu 25 Gramm soll ein erwachsener Mensch straffrei besitzen dürfen.
Gemeinsam konsumieren
Sabine Gallinat ist da anderer Meinung. Sie glaubt nicht an einen plötzlichen Anstieg der Konsumenten. Aber “natürlich geht es dann auch um das gemeinsame Konsumieren”, erklärt ein Freund von Gallinat und potenzielles Vereinsmitglied. “Dabei ist es ist immer gut, wenn jemand dabei ist, der sich auskennt”, fügt Sabine Gallinat hinzu.
Anbau von Cannabis
Im Falle einer Legalisierung von Cannabis sollen Privatpersonen bis zu drei weibliche Pflanzen anbauen dürfen. Außerdem sollen Kauf und Besitz von höchstens 25 Gramm ab einem Mindestalter von 18 Jahren erlaubt sein.
Cannabis-Vereine dürfen höchsten 500 Mitglieder haben und nicht gewinnorientiert sein. Auch hier gilt ein Mindestalter von 18 Jahren. Nicht erlaubt sind das Konsumieren in den Vereinsräumen, Mitgliedschaften in mehreren Vereinen oder die Weitergabe an Außenstehende. Zusätzlich müssen Jugendschutz-, Sucht- und Präventionsbeauftragte benannt werden. Der Konsum in der Nähe von Kinder- und Jugendeinrichtungen ist verboten.
Nico ist ein freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt auf der Cannabisindustrie. Er interessiert sich für die Auswirkungen von Cannabis auf die Wirtschaft, die Gesundheit und das Konsumverhalten. Nico möchte alle Standpunkte in objektiven Nachrichtenartikeln darstellen. Er glaubt, dass dies der beste Weg ist, um eine informierte Öffentlichkeit zu schaffen.