Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland nimmt Form an
Cannabis-Modellregionen und ihre Chancen
In diesen Cannabis-Modellregionen können “kommerzielle Lieferketten” erprobt werden. Diese reichen von der Produktion über den Vertrieb bis hin zum Verkauf in Fachgeschäften. Die Projekte werden wissenschaftlich begleitet, sind auf fünf Jahre befristet und auf die Einwohnerinnen und Einwohner dieser Kommunen beschränkt.
NRW-Städte und ihre Ziele
In Nordrhein-Westfalen können sich bereits die ersten Städte vorstellen, sich als Cannabis-Modellregion zu bewerben. In Köln haben sich die Ratsfraktionen von SPD und Volt für einen Verkauf in Fachgeschäften ausgesprochen. Grüne, FDP und Linke haben sich angeschlossen. Die CDU lehnt eine Legalisierung ab. Eine Mehrheit käme aber auch ohne die Christdemokraten zustande.
Köln und seine Bedingungen
Jennifer Glashagen, Fraktionsvorsitzende von Volt, sagte dem WDR, Köln erfülle alle Voraussetzungen für einen wissenschaftlich begleiteten Modellversuch zur Legalisierung von Cannabis. Köln habe das größte Gesundheitsamt Deutschlands und könne den Versuch gut begleiten lassen.
Münster und seine PläneAuch Münster denkt über eine Bewerbung als Modellregion nach. Grüne, SPD, Volt, Internationale Fraktion und Linke haben einen entsprechenden Ratsantrag gestellt. Darin fordern sie die Stadt auf, sich als Modellregion zu bewerben. Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen in Münster, Ratsmitglied Harald Wölter, sprach gegenüber den Westfälischen Nachrichten von einer “Herzensangelegenheit”.
Dortmund und seine Pläne
Auch in Dortmund setzt sich eine breite Mehrheit aus SPD, Grünen, Linken, FDP und Die Partei für eine Bewerbung ein. Die Verwaltung soll “unverzüglich” beim Bundesgesundheitsministerium das Interesse der Stadt bekunden.
Interesse der Stadt zu bekunden, Modellregion zu werden. Bereits 2022 hatte die Ratsfraktion Maßnahmen zum “verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis” gefordert.
Bielefeld und seine ÜberlegungenAuch die Bielefelder Grünen setzen sich für eine Bewerbung als Modellregion ein. Eine Mehrheit für die Bewerbung gibt es allerdings noch nicht. “Auch wenn ich nie konsumiert habe: Ich hätte mir mehr gewünscht. Für mich ist jetzt klar, dass wir uns in Bielefeld als Modellregion bewerben müssen. Dafür sind wir sehr gut aufgestellt. Unser Bielefelder Koalitionsvertrag gibt uns den Auftrag dazu”, twitterte der Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dominic Hallau.
Andere Städte und ihre Ziele
Neben NRW wollen auch andere Städte Modellregion werden, darunter Frankfurt, Darmstadt, Hanau und Wiesbaden. Bayern lehnt flächendeckend Bewerbungen ab.
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und ihre Pläne
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen plant zusammen mit einem auf Cannabis spezialisierten Pharmagroßhändler einen Lehrgang für Fachleute, die Hanf professionell anbauen. Geplant sei eine Weiterbildung zum „zertifizierten Cannabis-Fachanbauer“, teilte das Unternehmen Kineo Medical mit Standorten in Düsseldorf, Frankfurt und Hanau am Mittwoch mit. Die Landwirtschaftskammer bestätigte, eine entsprechende Absichtserklärung mit dem Unternehmen unterzeichnet zu haben.
Kritik an Cannabis-Legalisierung
Neben den zahlreichen Befürwortern der Legalisierung von Cannabis gibt es auch viele kritische Stimmen. „Ich stehe den Plänen der Ampelkoalition äußerst skeptisch gegenüber“, sagt Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). „Gravierende Gefahren für die Gesundheit junger Menschen scheinen mir hier bewusst in Kauf genommen zu werden. Ich gehe sogar so weit, von grober Fahrlässigkeit zu sprechen.“
Erste Cannabis-Clubs in NRW
Außerhalb der Modellregionen können sich auch bundesweit sogenannte Cannabis Social Clubs (CSCD) gründen. Der Dachverband hat bereits 13 solcher Clubs auf seiner Homepage registriert. Demnach gibt es Cannabis Social Clubs in Bochum, Duisburg und im Münsterland, aber auch in Aachen, Düsseldorf und Köln. Die Cannabis-Clubs berichten von einem enormen Zulauf. Die Nachfrage nach legalem Cannabis ist bundesweit sehr hoch. Die Clubs berichten teilweise von hunderten Anfragen pro Tag, nicht nur aus NRW, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet. Erste Clubs mussten bereits einen Aufnahmestopp verhängen.
Nico ist ein freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt auf der Cannabisindustrie. Er interessiert sich für die Auswirkungen von Cannabis auf die Wirtschaft, die Gesundheit und das Konsumverhalten. Nico möchte alle Standpunkte in objektiven Nachrichtenartikeln darstellen. Er glaubt, dass dies der beste Weg ist, um eine informierte Öffentlichkeit zu schaffen.