WHO: Neubewertung der Cannabis-Gefährlichkeit

Das Cannabis-Expertenkomitee der WHO (World Health Organisation) ist bereits zum 41. Mal in Genf zusammen gekommen, um diesmal über eine Neubewertung der Risiken und Chance von Cannabis zu abzustimmen. Basis für diese Sitzung war die Diskussion im Rahmen der vorangegangenen Runde. Der entsprechende Bericht der Drogenkommission ist hier nachzulesen.

Ist THC gefährlich?

Hauptbestandteil der neuen Empfehlungen im Umgang mit Cannabinoiden ist die Entfernung der Substanz Tetrahydrocannabinol aus den mittlerweile stark veralteten Konventionen aus dem Jahr 1971, wo psychotrope Substanzen wie THC gelistet sind.

Im damals verabschiedeten Einheitsabkommen werden Drogen in 4 verschiedene Tabellen bzw. Kategorien eingeteilt und beschränkt:

Die Beschränkungen nehmen von Tabelle I (starke Beschränkungen) bis Tabelle III (eher moderate Beschränkungen) ab. Tabelle IV (extrem starke Beschränkungen) bildet eine Teilmenge von Tabelle I und nimmt einen Sonderstatus ein.

Das ist etwas irreführend und wenig logisch, denn die Tabelle IV ist Teilmenge der Tabelle I und lässt damit keine konkrete nachvollziehbare Reihenfolge zu. Diese sieht in der Realität so aus:

von extrem restriktiv bis am wenigsten restriktiv: Tabelle IV, Tabelle I, Tabelle II, Tabelle III.

Cannabisprodukte fallen demnach derzeit noch in die Tabelle IV und sind damit als extrem restriktiv zu behandeln. Und genau das soll sich nun ändern. Die WHO hat nach dem Treffen der Expertenrunde vorgeschlagen, Cannabis und cannabishaltige Produkte aus der Liste ersatzlos zu streichen und in Tabelle I zu überführen. Das bekannte Therapeutikum Dronabinol befindet sich übrigens schon immer in Tabelle II. Und ist damit wenig restriktiv anzusehen und hat nach aktueller Klassifikation nur wenig bis keinen therapeutischen Nutzen hat. Da die medizinsche Wirkung aber mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen ist, soll Dronabinol nun ebenfalls in Tabelle I übergehen.

Zukunftserwartungen

Das Expertenkomitee empfiehlt Tetrahydrocannabinol (bezogen auf die sechs in Tabelle I des Übereinkommens von 1971 aufgelisteten Isomere von THC) in Tabelle I des Einheitsabkommens über die Betäubungsmittel von 1961 einzugliedern, sofern die Empfehlung zur Eingliederung von Dronabinol in diese Tabelle I angenommen wurde.

Auch andere Substanzen sollen in Kürze nochmals geprüft werden, denn es gibt mittlerweile auch medizinische Studien, die MDMA, LSD und auch Psilocybin und eine therapeutische Wirkung nachgewiesen haben.

Interessant ist in der ganzen Debatte auch der Beitrag zu diesem Anlass auf der offiziellen Webseite der Drogenbeauftragten Marlene Mortler, die ja bekanntermaßen vehementer Gegner einer Legalisierung ist.
Weitere Quellen:

2 comments
  1. Na endlich, das wird ja auch echt mal mehr als dringend Zeit! Die sollen mal nicht so lange rumdiskutieren und in die Gänge kommen. Wahrscheinlich sitzen da wieder nur Leute in den Gremien, die noch nie nen Joint geraucht haben und keine Ahnung haben. Ich bin sehr gespannt, glauben werde ich das erst, wenn es tatsächlich soweit ist und die WHO Nägel mit Köpfen macht. Tolle Seite btw! ich bin öfter mal hier und lese mit!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You May Also Like

Zahl der Cannabisrezepte in Deutschland steigt

Die Zahl der in Deutschland von den Krankenkassen übernommenen Cannabisrezepten ist stark gestiegen. FDP und Linke bezweifeln nun aber, dass die geplante Anbaumenge von medizinischem Cannabis ausreichend sein wird.

Aufgepasst beim Reisen: in diesen Ländern ist Cannabis wirklich verboten

In Deutschland ist Cannabis zwar verboten, aber bei geringen Mengen (Thema Eigenbedarf) geht der geneigte Hanf-Konsument in der Regel straffrei aus. In anderen Ländern dieser Welt wird der Besitz und Konsum aber leider ganz und gar nicht so locker behandelt.

Cannabis – Was passiert im Gehirn?

Das Gehirn wird dabei immer wieder mit THC, dem Hauptwirkstoff von Cannabis, geflutet. Dies gilt ganz besonders bei Verwendung hochpotenter Cannabissorten. Studien weisen allerdings darauf hin, dass die kognitive Leistungsfähigkeit unter dem THC-Tsunami leidet.