Gründung eines Cannabisvereins in Brandenburg
Cannabis-Verein in Brandenburg gegründet
Foto von Florian Wehde auf Unsplash

Die Droge Cannabis darf in Vereinen ab dem 1. Juli gemeinschaftlich angebaut werden. Der Gründer des neuen
Cannabis Social Clubs in Brandenburg an der Havel hält den Konsum ab 18 Jahren aber für zu früh.

Ein persönlicher Erfahrungsbericht

Früher hat Kevin Stasik aus Potsdam-Mittelmark Cannabis illegal konsumiert und selbst verkauft. Heute raucht er
die Blüten ganz legal – auf Rezept und aus der Apotheke. “Für mich ist es eine Hilfe, meine Filter zu
sortieren, weil ich als Asperger-Autist eine Menge an Informationen aufnehme. Geräusche, Gefühle, was ich sehe,
das kann mein Gehirn nicht gut filtern. Das ist einfach zu viel”, sagte der 43-Jährige dem rbb.

Die Pläne der Bundesregierung

Konsumieren in der Nähe von Schulen, mehr Cannabis-Besitz erlaubt als bisher, Bezug von Pflanzen über
nicht-kommerzielle Clubs: Die Ampel-Regierung hat sich in Sachen Cannabis-Legalisierung auf neue Details
geeinigt. Ein Überblick.

Cannabis Social Clubs in Brandenburg

Dass Cannabis bald auch zu Genusszwecken erlaubt sein soll, findet Kevin Stasik gut. Die Pläne der
Bundesregierung sehen unter anderem vor, dass Cannabis in sogenannten Cannabis Social Clubs angebaut und an
Mitglieder abgegeben werden darf: pro Monat höchstens 50 Gramm pro Mitglied. So einen Club hat Kevin Stasik in
Brandenburg an der Havel auf die Beine gestellt. “Wir sind so weit, dass wir mit den ersten Vermietern in
Kontakt stehen. Wir haben unsere ersten Gründungsmitglieder zusammen, den Verein gegründet und unsere Satzung
erstellt”, sagt Kevin Stasik.

Ziele und Funktion der Cannabis Social Clubs

Der Brandenburger hofft, dass der Schwarzmarkt durch die Legalisierung langfristig ausgetrocknet wird und
Konsumenten in Cannabis Social Clubs ab diesem Sommer anfangen können, Cannabis für ihren Eigenbedarf anzubauen.
Cannabis Social Clubs verstehen sich als nichtkommerzielle Hanfanbaugemeinschaft, die sich gemeinschaftlich um
Gewächshäuser, Anbauflächen, Ausrüstung, Ernte und Konsum kümmert. Die mögliche Mitgliederzahl ist laut
Gesetzentwurf auf maximal 500 Mitglieder begrenzt. Entsprechend ihres Bedarfs und ihrer Vereinssatzung
errechnet sich der Mitgliedsbeitrag, über den sich die Vereine finanzieren.

Kritik und Bedenken

Kevin Stasik sieht durchaus auch Gefahren beim Cannabis-Konsum. “Ich habe auch Menschen gesehen, wo es
schiefgegangen ist. Die die Schule hingeschmissen haben, ihre Lehre nicht abgeschlossen haben, diese
Null-Bock-Stimmung.” Die Abgabe an 18-Jährige sieht er deshalb kritisch. “Das finde ich persönlich noch ein
bisschen zu jung, denn mit 18 Jahren ist das Gehirn noch nicht ausgewachsen. Deshalb ist unser Social Club erst
ab 21 betretbar”, sagt Kevin Stasik, der als eigentliche Zielgruppe Menschen erst ab 30 ansprechen wolle.

Ausblick auf weitere Cannabis Social Clubs

In Brandenburg befindet sich auch im Landkreis Dahme-Spreewald ein Cannabis Social Club im Aufbau, in Berlin
sind es mindestens ein Dutzend. Der Dachverband deutscher Cannabis Social Clubs listet deutschlandweit aktuell
knapp über 100 Clubs auf, die sich teilweise noch in Gründung befinden und teilweise schon eingetragene Vereine
sind.

Cannabis Social Club

Legalisierung ab April

Eigenanbau und Besitz bestimmter Mengen der Droge sollen für Volljährige ab 1. April erlaubt sein. Das
entsprechende Gesetz soll in der Woche ab dem 19. Februar im Bundestag verabschiedet werden.

Kritik von Brandenburgs Innenminister

An den Plänen gibt es Kritik und Widerstand. Zuletzt lehnte etwa Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen
(CDU) die von der Ampelregierung geplante Legalisierung von Cannabis ab. Das Gesetz sei so nicht kontrollierbar,
sagte Stübgen am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. Er warnte vor einer Mehrbelastung von Polizei,
Gesundheitsämtern und Staatsanwaltschaften. Stübgen befürchtet außerdem, dass die Zahl der Verkehrsunfälle im
Zusammenhang mit Cannabis-Konsum steigen wird. “Ich kann die Koalition deshalb nur dringend auffordern, dieses
Gesetz nicht zu verabschieden”, sagte Stübgen.

Michael Stübgen

Ein Plädoyer für eine ganzheitliche Lösung

Der langjährige Jugendrichter Andreas Müller sieht das geplante Gesetz zur Cannabis-Freigabe als ersten Schritt
in die richtige Richtung, um Konsumenten zu entkriminalisieren. Er fordert aber auch Nachbesserungen. “Mir fehlt
ein Gesamtkonzept, nämlich, wie ursprünglich vorgesehen, die kontrollierte Abgabe von Cannabis in entsprechenden
Geschäften.” Das neue Gesetz sei Stückwerk und nicht völlig durchdacht, sagte Müller der Deutschen
Presse-Agentur. Der Jurist gilt seit Jahren als eine der stärksten Stimmen für die Legalisierung von Cannabis im
Land. Müller, der aktuell Strafrichter am Amtsgericht Bernau (Barnim) ist, hat nach eigenen Angaben auch am
Cannabis-Kontrollgesetz der Grünen mitgearbeitet.

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