Grundlegende Entdeckungen
Erste fundierte Erkenntnisse über die in der Hanfpflanze enthaltenen Wirkstoffe lieferte das „Journal of the American Chemical Society“ im Jahre 1964. In einer Veröffentlichung gab es die chemische Struktur von THC bekannt und legte damit den Grundstein zum umfassenden Verständnis von Cannabis. In der Folge entdeckte man auch das sogenannte Endocannabinoidsystem. Dabei handelt es sich um ein körpereigenes Regulierungssystem, das unter anderem großen Einfluss auf die menschliche Psyche hat. Ferner ist es auch an diversen Lernprozessen und an den Erinnerungen beteiligt. Um die Frage, welche Auswirkungen Cannabis auf das Gehirn hat, beantworten zu können, muss man also das körpereigene Cannabinoidsystem genauer unter die Lupe nehmen.
Endocannabinoidsystem im Ungleichgewicht
Bevor man die Auswirkungen des Cannabis-Konsums untersucht, gilt es festzustellen, welche grundlegenden Änderungen beobachtet werden können, wenn der Endocannabinoidsystem-Haushalt aus dem Gleichgewichtgerät. Heute ist man in der Wissenschaft der Meinung, dass eine Störung des körpereigenen Regulierungssystems weitreichende Folgen haben kann. Diese betreffen unter anderem die Psyche sowie die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen. Eine der möglichen Erkrankungen ist die bipolare Störung, die sich in einer Wechselwirkung zwischen Manie und Depression äußert. In einer Studie aus dem Jahr 2003 stieß der Forscher Ethan B. Rosso außerdem auf Zusammenhänge zu körperlichen Beeinträchtigungen, wie Übelkeit und Muskelkrämpfe. Britische Wissenschaftler konnten allerdings feststellen, dass die Auswirkungen eines aus dem Gleichgewicht geratenem Cannabinoidsystems auch positiv ausfallen können. So fanden sie Hinweise auf eine Minderung von psychischen Problemzuständen, wie Stressgefühlen oder Angststörungen.
Beeinflussung des Endocannabinoidsystems
Doch wie kann man nun einen Zusammenhang zwischen den Wirkstoffen der Cannabispflanze und dem Endocannabinoidsystem hergestellen? Hierzu muss man zunächst klären, wie Veränderungen des körpereigenen Regulierungssystems zustande kommen: Verantwortlich hierfür sind sogenannte Rezeptoren. Diese sind dazu in der Lage, Reize aufzunehmen und sie entsprechend umzuwandeln. Bisher sind lediglich die beiden folgenden Cannabinoidrezeptoren bekannt:
A) Cannabinoidrezeptor 1: Der mit CB1 abgekürzte Rezeptor ist vorwiegend in Nevernzellen zu finden. Er kommt ferner in besonderer Häufigkeit im Kleinhirn sowie im Hippocampus vor. Somit steht der CB1 in direktem Zusammenhang mit den Hirnfunktionen.
B) Cannabinoidrezeptor 2: Hauptsächlich in den Knochenzellen kommt die zweite Art der Cannabinoidrezeptoren vor. Der CB2 wirkt sich also unter anderem auf den Auf- und Abbau unserer Knochen aus. Zudem ist er in Immunzellen des menschlichen Körpers zu finden und hat direkten Einfluss auf diese.
Wirkstoffe aus der Hanfpflanze
Die beiden Rezeptoren können sowohl von körpereigenen als auch von natürlichen Cannabindoiden gereizt werden. Diese unterscheiden sich zwar hinsichtlich ihrer Struktur, weisen aber eine ähnliche Wirkweise auf. Somit sind auch die Wirkstoffe aus der Hanfpflanze dazu in der Lage, körperliche und psychische Reaktionen hervorzurufen. Um deren Wirkung zu verstehen, nehmen wir die beiden wichtigsten Phytocannabinoide unter die Lupe:
1. THC: Das Tetrahydrocannabinol ist wohl der bekannteste in der Hanfpflanze enthaltene Wirkstoff. Es ist unter anderem für die typischen Rauschzustände, die beim Cannabiskonsum auftreten, verantwortlich. Beim Konsumenten kommt es dabei zu Stimmungssteigerungen, veränderter Wahrnehmung sowie Euphorie. Bei hohen Dosierungen besteht die Gefahr von geminderter Denkleistung sowie mangelnder Konzentrationsfähigkeit. THC kann allerdings auch therapeutische Wirkungen erzielen. Beispielsweise entspannt es den Körper, reduziert Spasmen und lindert Übelkeit.
2. CBD: Im Gegensatz zu THC weist CBD nur eine geringfügige Psychoaktivität auf. Dennoch kann es beispielsweise eine positive Auswirkung auf Angstzustände entfalten. Zudem hilft es bei Übelkeit, Verkrampfungen und Spasmen. Genau wie THC kann auch CBD die Cannabinoidrezeptoren reizen und somit eine körperliche Reaktion hervorrufen. Allerdings konnte auch eine Hemmung von CB1 und CB2 durch CBD festgestellt werden. Auf diese Weise kann es die Wirkung von THC – insbesondere psychoaktive Effekte – mindern.
Langfristige Auswirkung auf das Gehirn
Wird das körpereigene Cannabinoidsystem regelmäßig durch den Konsum von Cannabis in ein Ungleichgewicht gebracht, kann dies langfristige Folgen haben. Negativ äußert sich dies vor allem bei starken, dauerhaften Störungen des Cannabinoid-Haushalts. In solchen Fällen können beispielsweise psychische Krankheiten sowie körperliche Beeinträchtigungen auftreten. Gleichzeitig muss die Annahme, der Konsum von Cannabis würde die Leistung des Gehirns negativ beeinflussen, in das Reich der Fabeln verwiesen werden. Tatsächlich nimmt man heute sogar an, dass eine kontrollierte Veränderung des Endocannabinoidsystem durch Cannabiszufuhr eine Verbesserung der geistigen Fähigkeiten eines Menschen zur Folge haben kann. Positiv hervorzuheben sind außerdem folgende Auswirkungen auf das Gehirn:
- gesteigerte Aufmerksamkeit
- kreativere Denkprozesse
- mehr Flexibilität
- Förderung des Zellwachstums
- Entzündungshemmung im Gehirn
Fazit
Zwar besteht auch beim Konsum von Cannabis das Risiko einer Sucht, dieses fällt aber deutlich geringer aus als beispielsweise bei Alkohol oder Tabak. Gefahren für das Gehirn des Konsumenten bestehen grundsätzlich nur bei starken Überdosierungen, die psychische und körperliche Erkrankungen hervorrufen können. Die positiven Auswirkungen überwiegen aber und zeigen, dass Cannabis vor allem in der medizinischen Forschung eine wichtige Rolle einnehmen kann. Unterstützt wird dies auch durch die Tatsache, dass sich THC und CBD ähnlich auswirken, wie es die vom Körper produzierten Cannabinoide tun.
Nico ist ein freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt auf der Cannabisindustrie. Er interessiert sich für die Auswirkungen von Cannabis auf die Wirtschaft, die Gesundheit und das Konsumverhalten. Nico möchte alle Standpunkte in objektiven Nachrichtenartikeln darstellen. Er glaubt, dass dies der beste Weg ist, um eine informierte Öffentlichkeit zu schaffen.