Als Alicia Chavert begann, Gras zu verkaufen, standen die Kunden Schlange. Manche fuhren jede Woche über eine Stunde bis zu ihrer Apotheke in Las Flores, einem kleinen Ort an der Küste Uruguays. „Irgendwann haben wir unser Facebook-Profilbild von Grün auf Rot gestellt, sobald der Vorrat aufgebraucht war“, erzählt Chavert. „La Cabina“ war die einzige Apotheke im Bezirk, die Cannabis anbot. Die Nachfrage sei so groß gewesen, dass der Staat mit der Produktion nicht mehr hinterherkam.
Fast sechs Jahre nach dem Verkaufsstart steht vor „La Cabina“ niemand mehr Schlange. Chavert ist trotzdem vorbereitet: Zwischen Zahnpasta und Kopfschmerztabletten hat die Apothekerin ein Sortiment an langem Zigarettenpapier ausgelegt, in einer Vitrine stehen mit Hanfblättern verzierte Glaspfeifen und Grinder. „Früher haben wir mehr verkauft“, sagt sie und ordnet einen Stapel mit Flyern zu verantwortungsvollem Cannabiskonsum.
2013 legalisierte Uruguay als erstes Land weltweit die Produktion und den Verkauf von Cannabis zum Freizeitkonsum. Rund zwei Drittel der Bevölkerung lehnten das Gesetz damals ab. Mit der Legalisierung wollte Uruguay den illegalen Drogenhandel bekämpfen und die Konsumenten vor minderwertiger Schwarzware aus Paraguay schützen, die den Cannabismarkt in Uruguay dominierte.
Auswirkungen der Legalisierung
Eine Studie der staatlichen Drogenaufsichtsbehörde aus dem Jahr 2019 zeigt, dass der Konsum nach der Legalisierung zwar angestiegen ist, aber in ähnlichem Maße wie vor dem Gesetz. Der Anteil an Menschen mit problematischem Konsum blieb stabil und das Alter des erstmaligen Konsums stieg sogar an.
Das größere Problem für Uruguay sind die Verkaufszahlen: Nur knapp jeder dritte Konsument kauft auf dem legalen Markt. Der Absatz sinkt, obwohl das Gras dort günstig ist und von staatlichen Laboren geprüft wird. Das liegt unter anderem an der schlechten Infrastruktur und den Hindernissen für Apotheken, wie der Schwierigkeit, Bankkonten für den Cannabisverkauf zu eröffnen.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Um den legalen Markt zu stärken, diskutiert Uruguay verschiedene Maßnahmen. Eine Möglichkeit wäre der Verkauf von Cannabis an Touristen. Eine andere Option wäre eine Lockerung der Regulierungen für Cannabisclubs, um den Verkauf an alle staatlich registrierten Personen zu ermöglichen.
Die Erfahrungen Uruguays könnten Deutschland bei der Ausgestaltung der eigenen Cannabis-Legalisierung helfen. Es ist wichtig, ein Angebot zu schaffen, das die Bedürfnisse der Konsumenten befriedigt und potenzielle Parallelmärkte vermeidet.
Trotz einiger Herausforderungen hat die Legalisierung in Uruguay positive Effekte gezeigt. Der illegale Drogenhandel wurde reduziert und mehr Menschen haben Zugang zu qualitativ hochwertigem Cannabis. Dennoch gibt es noch Verbesserungspotenzial, um den legalen Markt zu stärken und die Versorgungssituation zu verbessern.
Quelle: www.zeit.de
Nico ist ein freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt auf der Cannabisindustrie. Er interessiert sich für die Auswirkungen von Cannabis auf die Wirtschaft, die Gesundheit und das Konsumverhalten. Nico möchte alle Standpunkte in objektiven Nachrichtenartikeln darstellen. Er glaubt, dass dies der beste Weg ist, um eine informierte Öffentlichkeit zu schaffen.