„Wir könnten Pioniere sein“ – Als erstes Land hat Uruguay vor knapp zehn Jahren Cannabis legalisiert
„Wir könnten Pioniere sein“ - Als erstes Land hat Uruguay vor knapp zehn Jahren Cannabis legalisiert
Foto von Guilherme Hellwinkel auf Unsplash

Als Alicia Chavert begann, Gras zu verkaufen, standen die Kunden Schlange. Manche fuhren jede Woche über eine Stunde bis zu ihrer Apotheke in Las Flores, einem kleinen Ort an der Küste Uruguays. „Irgendwann haben wir unser Facebook-Profilbild von Grün auf Rot gestellt, sobald der Vorrat aufgebraucht war“, erzählt Chavert. „La Cabina“ war die einzige Apotheke im Bezirk, die Cannabis anbot. Die Nachfrage sei so groß gewesen, dass der Staat mit der Produktion nicht mehr hinterherkam.

Fast sechs Jahre nach dem Verkaufsstart steht vor „La Cabina“ niemand mehr Schlange. Chavert ist trotzdem vorbereitet: Zwischen Zahnpasta und Kopfschmerztabletten hat die Apothekerin ein Sortiment an langem Zigarettenpapier ausgelegt, in einer Vitrine stehen mit Hanfblättern verzierte Glaspfeifen und Grinder. „Früher haben wir mehr verkauft“, sagt sie und ordnet einen Stapel mit Flyern zu verantwortungsvollem Cannabiskonsum.

2013 legalisierte Uruguay als erstes Land weltweit die Produktion und den Verkauf von Cannabis zum Freizeitkonsum. Rund zwei Drittel der Bevölkerung lehnten das Gesetz damals ab. Mit der Legalisierung wollte Uruguay den illegalen Drogenhandel bekämpfen und die Konsumenten vor minderwertiger Schwarzware aus Paraguay schützen, die den Cannabismarkt in Uruguay dominierte.

Auswirkungen der Legalisierung

Eine Studie der staatlichen Drogenaufsichtsbehörde aus dem Jahr 2019 zeigt, dass der Konsum nach der Legalisierung zwar angestiegen ist, aber in ähnlichem Maße wie vor dem Gesetz. Der Anteil an Menschen mit problematischem Konsum blieb stabil und das Alter des erstmaligen Konsums stieg sogar an.

Das größere Problem für Uruguay sind die Verkaufszahlen: Nur knapp jeder dritte Konsument kauft auf dem legalen Markt. Der Absatz sinkt, obwohl das Gras dort günstig ist und von staatlichen Laboren geprüft wird. Das liegt unter anderem an der schlechten Infrastruktur und den Hindernissen für Apotheken, wie der Schwierigkeit, Bankkonten für den Cannabisverkauf zu eröffnen.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Um den legalen Markt zu stärken, diskutiert Uruguay verschiedene Maßnahmen. Eine Möglichkeit wäre der Verkauf von Cannabis an Touristen. Eine andere Option wäre eine Lockerung der Regulierungen für Cannabisclubs, um den Verkauf an alle staatlich registrierten Personen zu ermöglichen.

Die Erfahrungen Uruguays könnten Deutschland bei der Ausgestaltung der eigenen Cannabis-Legalisierung helfen. Es ist wichtig, ein Angebot zu schaffen, das die Bedürfnisse der Konsumenten befriedigt und potenzielle Parallelmärkte vermeidet.

Trotz einiger Herausforderungen hat die Legalisierung in Uruguay positive Effekte gezeigt. Der illegale Drogenhandel wurde reduziert und mehr Menschen haben Zugang zu qualitativ hochwertigem Cannabis. Dennoch gibt es noch Verbesserungspotenzial, um den legalen Markt zu stärken und die Versorgungssituation zu verbessern.

Quelle: www.zeit.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You May Also Like

Online Werbung für Hanf & Cannabis – Vorsicht Zensur

Webseitenbetreiber, die sich inhaltlich mit dem Thema Hanf auseinander setzen haben ein Problem: die Vermarktung der Inhalte ist nicht immer ganz einfach, oft sogar schlichtweg unmöglich. Zensur und Bevormundung am Beispiel von Google, Facebook und Twitter.

CannaMedical Pharma GmbH mit Lieferengpass: Anzeige in Kanada erfolgt

Die Legalisierung von Cannabis in Kanada zieht mittlerweile weltweit ihre Kreise: deutsche Apotheken haben seit bereits mehreren Wochen akute Probleme und Engpässe beim Nachschub von medizinischem Cannabis, weil der Hauptimporteur CannaMedical Pharma aus Köln selber nicht mehr aus Kanada beliefert werden kann. Die Handelspartner Aurora Cannabis Inc. und die MedReleaf Corporation kommen, laut Aussagen der Kölner, den Lieferverträgen nicht mehr. Jetzt hat das Kölner StartUp Anzeige erstattet.

bekiffte Hunde: die Zahl der zugedröhnten Haustiere steigt drastisch

Klingt zunächst lustig, ist aber leider für unsere Lieblingsvierbeiner gar nicht so ungefährlich: Zumindest in den USA steigt die Zahl der Haustiere (vor allem Hunde), die Cannabis- bzw. THC-haltige Produkte verzehrt haben und dann analog zum Menschen in entstprechende Rauschzustände verfallen. Die Zahl der bei den Tiernotdiensten registrierten Fälle ist seit 2008 um 900% gestiegen.

Funfact: ohne Hanf, hätte Columbus Amerika nie entdeckt!

Wer sich intensiv mit dem Thema Hanf beschäftigt, stößt immer wieder auf beeindruckende und wirklich lustige Fakten. Heute in der Reihe Hanf-Funfacts: die Entdeckung Amerikas, die ohne Hanf vermutlich nicht oder viel später stattgefunden hätte.